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Wachsen und Gedeihen

Die digitale Revolution stellt die existenzielle Frage an Medizin und Psychotherapie, was den Menschen an Leib und Seele überhaupt ausmacht. Anders gefragt, was bleibt vom Menschen bestenfalls übrig, wenn sich im Zuge der entscheidenden Disruption die von ihm geschaffene künstliche Intelligenz und Robotik seiner bemächtigt haben? Und was bedeutet dann überhaupt noch Gesundheit?

Auch jenseits der Heilkunden hat sich ein zunehmend an Ressourcen und Resilienzen orientierter Gesundheitsbegriff durchgesetzt. Für unsere Frage bedeutet dies, zu klären, welche Fähigkeiten Menschen noch in sich ausbilden und entwickeln sollten, um unabhängig und autonom gesund sein zu können. Welche körperlichen, sinnlichen, emotionalen und kognitiven Backups braucht es, die uns auch dann noch am Leben halten, wenn alle digitalen und elektrischen Netze zusammenbrechen oder in die falschen Hände geraten.

Aus der Perspektive des Digitalisierungsimpulses erscheint der Mensch vor allem als defizitäres Wesen, dessen Lernfähigkeit an seine Grenzen gestoßen und dessen Morbidität und Mortalität nicht zu akzeptieren ist. Mit digitalen Psychoprothesen wie Smartphones und robotischen Erweiterungen könnten wir zu Cyborgs werden, deren menschlicher Kern zu verschwinden droht. Behinderungen auszugleichen, Leiden zu mindern und das Leben zu verlängern, werden nachvollziehbarer Weise als die besten Gründe dafür genannt, Künstliche Intelligenz und Robotik uneingeschränkt nach vorne zu bringen. Dies liefert aber auch eine Fülle spannender ethischer Konflikte.

Wenn wir es weiterhin vor allem als menschliche Beziehungsaufgabe verstehen, Menschen ins Leben hineinzuführen, und sie bis ans Ende des Lebens fürsorglich zu begleiten, dann müssen wir uns überlegen, welche menschlichen Ressourcen am Ende bestenfalls fortleben sollten. Das -> Atelier stellt den Teilnehmer*innen die Aufgabe den Menschen der Zukunft zu entwerfen, indem sie sich überlegen, was wir am Anfang des Lebens in ihm anlegen, durch das Leben hindurch erhalten und bis zum Ende des Lebens auch nicht ersetzen sollten.

|Moderiert von Bert te Wildt|