Mensch: «Bist du dir bewusst, dass du ein Roboter bist?»
Roboter Sophia: «Woher weisst du, dass du ein Mensch bist?»
Über Lehren und Lernen nachdenken, bedeutet auch sich zu fragen, wer wir sein wollen: als Mensch und als Gesellschaft. Wo heute jenseits von digitalem Enthusiasmus und Alarmismus in der Pädagogik über den Digitalen Wandel nachgedacht wird, wird immer weniger eine «Digitalisierung der Bildung» gefordert, sondern nach «Bildung in einer digitalen Welt» gefragt.
Angenommen, der Prozess der Digitalisierung wäre weitgehend abgeschlossen, alles Automatisierbare wäre schon automatisiert und alles Digitalisierbare wäre digitalisiert und wir würden – wie N. Negroponte 1998 prognostizierte – das Digitale nur noch dann bemerken, wenn es nicht ist. Wie würden dann Bildungsprozesse, ein Lehren und Lernen in Schule und Hochschule stattfinden?
Würde es sich (noch) lohnen zum Lernen zusammenzukommen? Braucht es in der Hochschule und Schule dann noch Lehrende in einem Gebäude mit Räumen, wo homogene Gruppen zusammenkommen und alle dasselbe lernen, um standardisierte Abschlüsse zu erwerben?
Oder wird sich Lernen einfach zunehmend auf nicht-automatisierbare Prozesse und Kompetenzen wie Kreativität, Kooperation und kritisches Denken konzentrieren und das deklarative Wissen den Maschinen überlassen? Was müssten wir dann noch über die unwahrnehmbar gewordenen Maschinen und ihre sozialen, ethischen, ökonomischen, gesundheitlichen, politischen Implikationen lernen? Was müssten Dozierende und Lehrpersonen wissen und können, um das zu lehren?
In einer solchen digital fundierten Gesellschaft müssten auch die alten Fragen neu verhandelt werden: bestimmt das digitale Sein unser Bewusstsein? Durch welche Bildung kann das Bewusstsein das Sein bestimmen? – Werden unsere heutigen Antworten ähnlich folgenreich sein wie das Denken des 19. Jahrhunderts über diese Fragen?
Im Atelier «Lehren und Lernen» möchte ich zu einem Gespräch über die Zukunft von Lehren und Lernen einladen. Dabei könnte «Zukunft» probehalber einmal nicht als Extrapolation der Vergangenheit oder Bedrohung eines Kommenden verstanden werden, sondern als etwas, das heute schon da ist. Etwas Anfängliches, etwas das heute entdeckt und dann bestärkt werden will. Wo erlebe ich jetzt schon Zukünftiges in der Bildung? Was bräuchte es, um diese Ansätze zu stärken? Was wird morgen die Grundlage sein, auf der Sophias Frage beantwortet wird?
|Moderiert von Robin Schmidt|